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Tatort Henstedt-Ulzburg

Pressemitteilung: Mitfahrer bei der Auto-Attacke in Henstedt-Ulzburg hat enge Verbindung zu Burschenschaft und AfD und versucht mit rechter Täter-Opfer-Umkehr seinen Freund zu schützen

Am siebten Prozesstag zur rechten und rassistischen Auto-Attacke vom 17. Oktober 2020 in Henstedt-Ulzburg war Julian R., der damalige Mitfahrer vom Angeklagten Melvin S., als Zeuge geladen.

In seiner Aussage gab er an zur Tatzeit CDU-Mitglied gewesen zu sein. Jedoch besuchte er mit dem Täter Melvin S. mehrere AfD-Veranstaltungen und -Stammtische, u.a. schon 2018 in Hensted-Ulzburg. Nach der Tat traf er sich mit AfD-Funktionär Julian Flak, um diesem zu berichten. Nur widerwillig räumte er seine Verbindung zu der Gymnasialen Burschenschaft Germania zu Kiel ein. Nach ihm vorgehaltenen Chatnachrichten kann von einer Mitgliedschaft ausgegangen werden.

Bei seiner Schilderung des Tattages sieht er sich, den Angeklagten sowie ihre Begleiter P. und T. als eigentliche Opfer des Geschehens. Sie seien von Gegendemonstrant*innen zunächst mit Tröten und Pfeiffen bedroht und dann von einer Gruppe vermummter Männer angegriffen worden – keiner der bisher gehörten Tatzeug*innen hat von diesem vermeintlichen Angriff etwas mitbekommen. Bereits in Chatnachrichten hatte er den Angeklagten bestärkt: „Eigentlich bist du sogar ein Held“. Auch gestern blieb er bei dieser Aussage, denn Melvin S. hätte ihren Begleiter vor schlimmeren Folgen bewahrt.

Jegliche Worte des Bedauerns oder Empathie blieb er den teils schwerverletzten Geschädigten und Nebenkläger*innen schuldig. Mit seiner Aussage betrieb er eine bekannte rechte Täter-Opfer-Umkehr, wie sie von der AfD bereits unmittelbar nach dem Anschlag verbreitet wurde und wie sie sich Melvin S. als Verteidigungsstrategie am ersten Verhandlungstag zu eigen machte. Julian R. ging sogar darüber hinaus und beschuldigte die Nebenkläger*innen, zu den vermeintlichen Angreifern auf seinen Begleiter zu gehören.

„Gestern wurde nochmals deutlich, dass nicht nur der Angeklagte, sondern auch sein Freund und damaliger Mitfahrer auf AfD-Veranstaltungen war. Er informierte Parteifunktionär Julian Flak nach der Tat. Klar ist: Der Mitfahrer R. versucht nicht nur seinen Freund zu schützen, sondern glorifiziert ihn zum Helden“, fasst Sonja Petersen für das Bündnis Tatort Henstedt-Ulzburg zusammen.

Bündnis Tatort Henstedt-Ulzburg